Es ist 4 Uhr und der Wecker klingelt, ich frage mich echt
warum ich mir das nach einer ganzen Woche Frühschicht wirklich antue. Naja, ich
habe zugesagt, also muss ich jetzt wohl oder übel aus dem Bett und mein Zeug zu
Ende packen. Um halb 5 klopfe ich an der Tür von meiner Gastmutter, sie hat
verschlafen und macht mir jetzt noch schnell Frühstück (Gallo Pinto und
Spiegelei), was ich für unterwegs einpacke. Dann bringt sie mich noch bis zur
Hauptstraße, wo ich in ein Taxi zum Busbahnhof einsteige. Dort warten wir noch
auf einen letzten Teilnehmer, leider sind damit noch nicht alle Sitzplätze im
Bus besetzt, weswegen der Fahrer eine Diskussion anfängt wie viel wir jetzt zu
zahlen haben, wenn wir nicht warten bis der Bus wirklich voll ist.
Währenddessen gesellt sich noch ein Amerikaner zu uns und wir fahren los.
Zunächst geht es aus León raus, am Telica vorbei in Richtung Norden. Die
Landschaft verändert sich recht schnell, immer mehr Berge tun sich vor uns auf.
Auf den kurvigen Straßen stellen wir mit Schrecken fest, dass unserem Busfahrer
ständig die Augen zu fallen. Auf Nachfragen erklärt er uns es sei alles okay,
er sei nicht müde. Immer wieder fährt der Bus auf die andere Straßenseite und
wir halten Ausschau nach einer Pulperia, die zu dieser frühen Zeit schon offen
ist, um dort eine Cola zu kaufen.
Tatsächlich finden wir eine und schaffen es den Busfahrer zum Anhalten
zu bringen. Er trinkt die Cola so ziemlich in einem Schluck leer, ihm muss also
bewusst sein, dass er eigentlich zu müde zum Fahren ist. Nachdem der Schreck
etwas nachgelassen hat steigen alle wieder in den Bus und wir versuchen den
Fahrer durch Unterhaltungen wach zu halten. Dies klappt zum Glück auch und wir
kommen heil in Esteli an. Dort treffen wir Amelie und somit ist die Gruppe
komplett und es kann weiter nach Somoto, noch weiter im Nord-Osten, gehen. Nach
weiteren zwei Stunden im Bus kommen wir dort an. Auf der Fahrt fällt uns immer
wieder auf, wie viel grüner es hier ist, anscheinend fällt hier der ganze Regen,
den wir in León dringend bräuchten. In Somoto werden wir von unserem Guide
abgeholt und fahren zu seinem Haus. Er wohnt nur wenige Kilometer von der
Schlucht entfernt, die wir durchwander oder –schwimmen wollen.
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Rio Tapacali |
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Hier können wir
unsere Rucksäcke deponieren, noch eine Kleinigkeit essen und uns auf die Tour
vorbereiten. Da nicht alle, die gleichen Wochenendpläne haben, teilen wir uns
auf, einige machen eine 6-Stündige Tour, andere nur 4-stündig. Ich habe mir
gedacht, wenn ich schon mal hier bin, dann kann ich es auch wirklich ausnutzen
und die längere Tour machen. Wir fahren zunächst nochmal 10 Minuten mit dem
Auto, dann geht es zu Fuß weiter über einen Feldweg durch Kaffee- und
Bananenplantagen bis zum Rio Tapacali, der später in den Rio Coco mündet. Zunächst kann man noch über Steine hüpfen,
aber bald heißt es alles wegpacken, was nicht nass werden soll und es geht ab
ins Wasser. Das Wasser ist lauwarm, womit wir überhaupt nicht gerechnet hatten,
schließlich erstreckt sich neben uns eine gut 20 Meter hohe Felswand zu beiden
Seiten. Überall kann man sehen, wie sich das Wasser seinen Weg gebahnt hat!
Immer wieder müssen wir über Felsen klettern, die den Weg versperren. Unterwegs
zeigt uns der Guide die verschiedenen Bewohner der Schlucht, so zum Beispiel
Spinnen, die übers Wasser hüpfen und Krebse.
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Erste Schwimmetappe |
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Laura traut sich als Erste! |
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Bald kommt auch schon der erste Sprunge, wir fangen klein
an, mit 3 Metern, die Kunst besteht jedoch darin, nicht zu weit oder zu kurz zu
springen, da man sonst unsanft vom Fels gestoppt wird. Alle meistern den Sprung
mit mehr oder weniger Vergnügen und wir lassen uns weiter im Fluss treiben;
vorbei an kleinen Höhlen, Eseln oder Kühen, bis wir irgendwann an der Mündung
ankommen. Hier treffen der Rio Tapacali aus Nicaragua und der Rio Comali aus
Honduras aufeinander und formen zusammen den Rio Coco, der
hier seine 750 km lange Reise bis zum
Karibischen See beginnt und somit den längsten Fluss Mittelamerikas bildet. An
der Mündung tut sich die Schlucht etwas aus und bildet ein großes Tal, was sich
aber bald wieder zu einer engen Schlucht wandelt. Wir ruhen uns hier etwas aus
und genießen die Ruhe, bevor wir mit einem erneuten Sprung die nächste
Schwimmetappe beginnen.
Umgeben von 100m
hohen Felswänden schwimmen wir der
Sonne
entgegen. Hier ist deutlich zu spüren, dass diese nur kurze Zeit in die
Schlucht hineinscheint; sobald man etwas tiefer taucht ist das Wasser schon
recht frisch. Das hält uns natürlich nicht davon ab, noch weitere natürliche
Sprungtürme auszuprobieren und das kühle Nass zu genießen.
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Aufwärmen! |
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Nach knapp 6 Stunden
kommen wir an der Bootanlegestelle an und unser Guide pfeift nach einem Boot,
während wir die aufgeheizten Steine als Heizung nutzen; verwöhnt durch die
Hitze in León ist uns mittlerweile schon ziemlich kalt und sind froh über
jegliche Wärme. Mit dem Boot durchqueren wir den Eingang in die Schlucht, was
auch das Motiv des 50-Cordoba-Scheins ist.
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Da kommt auch schon das Boot |
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Dann steht uns noch eine letzte Fußetappe bevor, bis zum
“Hostel“ zurück, unterwegs bietet sich noch mal ein wunderschöner Blick auf den
Lauf des Rio Coco, bevor es zur Panamerika hinauf geht, an der das Haus steht.
Hier wird erst mal geduscht und dann gibt es auch schon Essen. Um 9 Uhr fallen
wir alle todmüde in unsere Betten freuen uns auf eine Nacht ohne
Ventilator-Gebrumme, denn hier in den Bergen ist es nachts angenehm kühl, auch
ohne Klimaanlage!
noch mehr Fotos:
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Idylle pur |
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Eine kleine Höhle |
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Jördis und Melanie |
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Der erste Sprung in den Rio Cococ |
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Diese Riesenspinnen können übers Wasser springen |
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einfach mal die Ruhe genießen |
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Ein müder Bewohner der Schlucht |
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Hier treffen Rio Tapacali und Rio Rio Comali aufeinander... |
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... und bilden gemeinsam den Rio Coco |
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Ein Selfie musste sein^^ |
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Ein Gruppenfoto vor dem 10m Sprung | |
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