Samstag, 26. Juli 2014

Kleine Abkühlung im Norden

Es ist 4 Uhr und der Wecker klingelt, ich frage mich echt warum ich mir das nach einer ganzen Woche Frühschicht wirklich antue. Naja, ich habe zugesagt, also muss ich jetzt wohl oder übel aus dem Bett und mein Zeug zu Ende packen. Um halb 5 klopfe ich an der Tür von meiner Gastmutter, sie hat verschlafen und macht mir jetzt noch schnell Frühstück (Gallo Pinto und Spiegelei), was ich für unterwegs einpacke. Dann bringt sie mich noch bis zur Hauptstraße, wo ich in ein Taxi zum Busbahnhof einsteige. Dort warten wir noch auf einen letzten Teilnehmer, leider sind damit noch nicht alle Sitzplätze im Bus besetzt, weswegen der Fahrer eine Diskussion anfängt wie viel wir jetzt zu zahlen haben, wenn wir nicht warten bis der Bus wirklich voll ist. Währenddessen gesellt sich noch ein Amerikaner zu uns und wir fahren los. Zunächst geht es aus León raus, am Telica vorbei in Richtung Norden. Die Landschaft verändert sich recht schnell, immer mehr Berge tun sich vor uns auf. Auf den kurvigen Straßen stellen wir mit Schrecken fest, dass unserem Busfahrer ständig die Augen zu fallen. Auf Nachfragen erklärt er uns es sei alles okay, er sei nicht müde. Immer wieder fährt der Bus auf die andere Straßenseite und wir halten Ausschau nach einer Pulperia, die zu dieser frühen Zeit schon offen ist, um dort eine Cola zu kaufen.  Tatsächlich finden wir eine und schaffen es den Busfahrer zum Anhalten zu bringen. Er trinkt die Cola so ziemlich in einem Schluck leer, ihm muss also bewusst sein, dass er eigentlich zu müde zum Fahren ist. Nachdem der Schreck etwas nachgelassen hat steigen alle wieder in den Bus und wir versuchen den Fahrer durch Unterhaltungen wach zu halten. Dies klappt zum Glück auch und wir kommen heil in Esteli an. Dort treffen wir Amelie und somit ist die Gruppe komplett und es kann weiter nach Somoto, noch weiter im Nord-Osten, gehen. Nach weiteren zwei Stunden im Bus kommen wir dort an. Auf der Fahrt fällt uns immer wieder auf, wie viel grüner es hier ist, anscheinend fällt hier der ganze Regen, den wir in León dringend bräuchten. In Somoto werden wir von unserem Guide abgeholt und fahren zu seinem Haus. Er wohnt nur wenige Kilometer von der Schlucht entfernt, die wir durchwander oder –schwimmen wollen.
Rio Tapacali
Hier können wir unsere Rucksäcke deponieren, noch eine Kleinigkeit essen und uns auf die Tour vorbereiten. Da nicht alle, die gleichen Wochenendpläne haben, teilen wir uns auf, einige machen eine 6-Stündige Tour, andere nur 4-stündig. Ich habe mir gedacht, wenn ich schon mal hier bin, dann kann ich es auch wirklich ausnutzen und die längere Tour machen. Wir fahren zunächst nochmal 10 Minuten mit dem Auto, dann geht es zu Fuß weiter über einen Feldweg durch Kaffee- und Bananenplantagen bis zum Rio Tapacali, der später in den Rio Coco mündet.  Zunächst kann man noch über Steine hüpfen, aber bald heißt es alles wegpacken, was nicht nass werden soll und es geht ab ins Wasser. Das Wasser ist lauwarm, womit wir überhaupt nicht gerechnet hatten, schließlich erstreckt sich neben uns eine gut 20 Meter hohe Felswand zu beiden Seiten. Überall kann man sehen, wie sich das Wasser seinen Weg gebahnt hat! Immer wieder müssen wir über Felsen klettern, die den Weg versperren. Unterwegs zeigt uns der Guide die verschiedenen Bewohner der Schlucht, so zum Beispiel Spinnen, die übers Wasser hüpfen und Krebse.

Erste Schwimmetappe






Laura traut sich als Erste!









Bald kommt auch schon der erste Sprunge, wir fangen klein an, mit 3 Metern, die Kunst besteht jedoch darin, nicht zu weit oder zu kurz zu springen, da man sonst unsanft vom Fels gestoppt wird. Alle meistern den Sprung mit mehr oder weniger Vergnügen und wir lassen uns weiter im Fluss treiben; vorbei an kleinen Höhlen, Eseln oder Kühen, bis wir irgendwann an der Mündung ankommen. Hier treffen der Rio Tapacali aus Nicaragua und der Rio Comali aus Honduras aufeinander und formen zusammen den Rio Coco, der  hier seine 750 km lange Reise bis zum Karibischen See beginnt und somit den längsten Fluss Mittelamerikas bildet. An der Mündung tut sich die Schlucht etwas aus und bildet ein großes Tal, was sich aber bald wieder zu einer engen Schlucht wandelt. Wir ruhen uns hier etwas aus und genießen die Ruhe, bevor wir mit einem erneuten Sprung die nächste Schwimmetappe beginnen.  Umgeben von 100m hohen Felswänden schwimmen wir der  Sonne entgegen. Hier ist deutlich zu spüren, dass diese nur kurze Zeit in die Schlucht hineinscheint; sobald man etwas tiefer taucht ist das Wasser schon recht frisch. Das hält uns natürlich nicht davon ab, noch weitere natürliche Sprungtürme auszuprobieren und das kühle Nass zu genießen.
Aufwärmen!
Nach knapp 6 Stunden kommen wir an der Bootanlegestelle an und unser Guide pfeift nach einem Boot, während wir die aufgeheizten Steine als Heizung nutzen; verwöhnt durch die Hitze in León ist uns mittlerweile schon ziemlich kalt und sind froh über jegliche Wärme. Mit dem Boot durchqueren wir den Eingang in die Schlucht, was auch das Motiv des 50-Cordoba-Scheins ist. 

Da kommt auch schon das Boot


















Dann steht uns noch eine letzte Fußetappe bevor, bis zum “Hostel“ zurück, unterwegs bietet sich noch mal ein wunderschöner Blick auf den Lauf des Rio Coco, bevor es zur Panamerika hinauf geht, an der das Haus steht. Hier wird erst mal geduscht und dann gibt es auch schon Essen. Um 9 Uhr fallen wir alle todmüde in unsere Betten freuen uns auf eine Nacht ohne Ventilator-Gebrumme, denn hier in den Bergen ist es nachts angenehm kühl, auch ohne Klimaanlage!


 noch mehr Fotos:

Idylle pur

Eine kleine Höhle

Jördis und Melanie
Der erste Sprung in den Rio Cococ


Diese Riesenspinnen können übers Wasser springen
      

einfach mal die Ruhe genießen


Ein müder Bewohner der Schlucht
Hier treffen Rio Tapacali und Rio Rio Comali aufeinander...

... und bilden gemeinsam den Rio Coco

Ein Selfie musste sein^^
Ein Gruppenfoto vor dem 10m Sprung

Freitag, 25. Juli 2014

Ferienzeit



In der letzten Woche hatten die meisten Kinder Schulferien, in  Santa Lucia wurden die Ferien gestrichen, da die Schüler während den Erdbeben ja schon frei hatten, also lag es an uns ein Ferienprogramm auf die Beine zu stellen. Da auch noch 4 Mitarbeiter zur gleichen Zeit Urlaub hatten, durften wir anderen immer den ganzen Tag im Projekt verbringen. Morgens um 8 Uhr kamen dann die Großen von Santa Lucia um ihre Hausaufgaben zu machen, sowie alle, die auf der „lista roja“ stehen, also alle, die schlechte Noten auf dem Zeugnis hatten und alle die sonst noch morgens kommen wollten. In kleinen Gruppen haben wir dann mit ihnen gearbeitet, dabei haben wir versucht, das ganze etwas spielerischer aufzuziehen, was mit den großen Gruppen meistens nicht möglich ist. Also haben wir statt langweiligen Matheaufgaben, Domino oder Bingo gespielt; statt nervigen Gramatikübungen haben wir Tabu gespielt;… Nach drei Stunden, mussten dann alle nach Hause, sodass wir Zeit hatten, Aufgaben für den nächsten Tag sowie Spiele für den Nachmittag vorzubereiten oder uns ein bisschen auszuruhen. Gegen ein Uhr kamen dann alle Kinder wieder ins Projekt.  Bis vier Ihr gab es dann verschiedene Angebote für die Kinder. So übt die Clow- und Theatergruppe, die Musik- und die Tanzgruppe jetzt schon für die große Jubiläumsfeier im Oktober. Außerdem mussten die neuen Tore ausprobiert werden und für das Fußballtunier trainiert werden. Wer dann noch nichts zu tun hatte, den haben wir mit verschiedenen Bastelarbeiten beschäftigt, so haben wir Armbänder, Jonglierbälle oder Geldbeutel aus Milchtüten gebastelt. Außerdem hatte unsere Psychologin für jede Altersgruppe Sexualaufklärung vorbereitet, die Durchführung war besonders mit den älteren, pubertierenden Kinder gar nicht so einfach…
Ich habe die Musikgruppe übernommen und mit den Kindern angefangen Flöte zu spielen. Die Flöten wurden uns dankenswerter Weise von Freunden einer anderen Freiwilligen gespendet. Die ersten Stunden sind eher im Chaos geendet, da die Kinder natürlich erst mal ausprobieren wollten, was für Töne alles aus der Flöte rauskommen und nicht unbedingt meinen Übungen folgen wollten. Allmählich wird es aber besser, ich hatte gar nicht mehr im Kopf wie schwer Flötenspielen am Anfang ist, aber wir haben ja noch ein bisschen Zeit ein paar Lieder aufführungsreif zu bekommen.
Insgesamt war es eine schöne aber auch sehr anstrengende Woche, umso besser, dass wir jetzt das ganze Wochenende zum Ausruhen haben! 
Eine Runde Brennball zum Abschluss

Sonntag, 13. Juli 2014

Vamos Alemania


Heute heißt es mal wieder früh aufstehen, sonst wird es mit dem Spiel heute mittag knapp. Geplant ist, dass wir uns um 7 am Terminal (am großen Markt und  Busbahnhof) treffen und von dort gemeinsam weiterzulaufen. An der Straße soll uns dann unser "Chauffeur" abholen, dieser ist gegen 7:20 Uhr nicht aufzufinden. Nach einigen Anrufen stellt sich heraus, dass er ein Problem mit seinem Auto hat, er meint aber, er wäre in einer halben Stunde da. Kurze Zeit später erreicht uns die nächste Nachricht, er sucht nach einer Werkstatt, die sonntags offen hat und kommt uns dann abholen. Wir sind alle nicht wirklich überzeugt davon, dass wir in der nächsten Stunde abgeholt werden und bekommen allmählich Angst, dass wir das Spiel tatsächlich verpassen könnten, also machen wir uns zu Fuß auf den Weg in Richtung Cerro Negro. Dies ist mal wieder ein Vulkan, ganz in der Nähe von León. Vor ca 19 Jahre war die letzte Eruption, wobei León unter einer Aschewolke verschwunden ist. Seit einigen Jahre bieten viele Organisationen "Vulcano boarding" an. Das heißt jeder schleppt ein Holzbrett den Vulkan hoch und dann kann wie auf einem Schlitten den Vulkan runterfahren. Wir haben uns für die entspanntere Variante entschieden und müssen somit nur unsere Wasservorräte mitschleppen. Zum Glück erbarmt sich aber bald jemand und nimmt uns hinten auf dem Pickup mit, wie so oft sind wir eigentlich viel zu viele und somit kuscheln wir alle ein bisschen und versuchen einfach nicht runterzufallen. Nach knapp einer Stunde Fahrt, tut uns so ziemlich alles weh und wir sind echt froh aussteigen zu können. Wir befinden uns jetzt am Eingang zu einem Nationalpark, von wo aus wir noch ca 15 Minuten zu Fuß laufen müssen, um dann endlich am Fuße des Vulkans zu stehen. Dann beginnt auch schon der Aufstieg auf den 728 m hohen Vulkan. Nach ca einer Stunde über Lavageröll stehen wir oben am Kraterrand und bewundern die Landschaft. Über einen kleinen Umweg gelangen wir wieder zu "heißen Quellen" am Boden des Kraters. Bei einer früheren Eruption wurde ein Teil der Kraterwand "entfernt", deswegen kann man heute keine ganze Runde mehr drehen. Nach dem ein oder anderen Fotoshooting machen wir uns für den Abstieg bereit. Neben uns wagen sich einige mit dem Board in die Tiefe, wir werden es mal mit Laufen versuchen.

Zunächst noch etwas ängstlich, aber bald mit riesen Spaß rennen, rutschen oder springen wir durch den Lavasand, der sich überall in den Klamotten festsetzt. Unten angekommen entleeren wir unsere Schuhe und sind recht erstaunt, dass mitlerweile unser eigentlicher Chaufeur samt Auto mitlerweile angekommen ist. Also steht unserem Mittagessen auf einer Finka eigenltich nichts mehr im Weg. Die Fahrt dorthin ist mal wieder ein Abenteuer für sich, das Auto ist schon etwas in die Jahre gekommen und die Federung scheint zu Hause geblieben zu sein, so fahren wir über Stock und Stein bis wir irgendwann wieder auf eine gepflasterte Straße kommen. In einer nahegelegenen Finka wartet schon unsere Essen (Gallo Pinto, Rührei, Käse und Tortilla) auf uns. Außerdem gibt es sehr zur Feude der deutschen Teilnehmer einen Fernseher, auf  dem wir die erste Halbzeit schauen können.
Public Viewing in León
Dann verabschieden wir uns und machen uns auf den Weg in Richtung Zentrum, wo uns die anderen schon erwarten. Total dreckig begeben wir uns zum Public viewing oder in eine Bar und schauen den Rest des Spieles. Beim Public Viewing fällt stark auf, wie viele Nicas doch eher für Deutschland sind, als für Argentinien. Die Stimmung ist eine ganz andere als in Deutschland und es macht echt Spaß hier Fußball zu schauen; Beim Abpfiff freuen sich irgendwie alle, auch wenn sie eigentlich für Argentinien waren. Wir suchen jetzt erstmal den Rest der Truppe, die in der Bar geschaut haben.
Wir haben den Pokal!

Die erfreuen sich schon etwas länger des Freibiers und wir feiern gemeinsam weiter aufs Haus. Dann ziehen wir los durch die Stadt und lassen alle an unserer Freude teilhaben, am Ende landen wir bei unseren lieben schweizer Mitarbeitern zu Hause, wo wir dann alle gemeinsam mit viel deutschem Liedgut weiterfeiern. Quién gano la copa del mundo? ALEMANIA!!

Fotos vom Cerro Negro kommen noch :)

Mittwoch, 9. Juli 2014

Raid

Hier mal ein kleiner Einblick in unseren Alltag; der Nachhauseweg vom Projekt, wie wir ihn lieben (wenn kein Raid kommt müssen wir mit dem Bus fahren, was viel langweiliger ist^^)

Dienstag, 8. Juli 2014

Alemania

Heute hatten wir Deutschen im Projekt das Previleg, das Spiel gucken zu dürfen. Alle Schweizer, Österreicher und Nicas mussten sich um die Kinder kümmern. Als wir nach dem Spiel zurückkamen wollte uns nur leider keiner glauben, dass Deutschland tatsächlich 7:1 gegen Brasilien gewonnen hat!!

Samstag, 5. Juli 2014

Umzug

Relativ spontan habe ich letzte Woche entschieden, doch noch die Familie zu wechseln. Auch wenn ich mich bei Coquito sehr wohl gefühlt habe, so werde ich dort einfach nicht genug Spanisch sprechen, da immer genug Deutsche da sind, bin denen ich ja auch einfach meine Muttersprache sprechen kann. Also habe ich Mary gefragt, ob sie nicht noch eine andere Familie kennt, wo ich dann alleine wohnen könnte. Sie hat mir dann eine Nummer gegeben und wir haben für abends einen Besichtigungstermin gemacht. Eigentlich hat mir alles gut gefallen, nur das Zimmer ist sehr dunkel, also wollte ich mir noch andere Zimmer anschauen. Da ich aber schon gesagt hatte, dass ich bis Samstag spätestens aus meinem alten Zimmer raus bin, musste jetzt alles recht schnell gehen. Leider waren alle Zimmer, die mir vorgeschlagen wurden besetzt, also bin ich gestern Abend noch mal bei der anderen Familie vorbeigegangen und habe gefragt, ob ich dann am nächsten Morgen einziehen kann. Für sie war das überhaupt kein Problem, also stand ich dann heute morgen um kurz vor 8 mit meinen ganzen Sachen vor der Tür. Da ich aber arbeiten musste heute habe ich meinen Koffer nur schnell ins Zimmer gestellt, was gefrühstückt und bin dann sofort zum Bus nach Poneloya. Das Zimmer ist mitlerweile auch gar nicht mehr so "schlimm" wie ich es im Kopf hatte, also ist eigentlich alles okay.
Mal sehen wie ich mich mit der Familie verstehe, aber ich glaube das wird schon alles passen... Vamos a ver!