Sonntag, 15. Juni 2014

Ein Vulkan mitten im Grünen



Für 8:30 Uhr sind wir heute an einer französischen Bäckerei verabredet, dort kaufen wir uns Essen für die nächsten 24 Stunden. Dann geht es weiter zu SONATI, einer Institution hier in León, die Ausflüge organisiert. Das Geld, das sie dabei einnehmen geht an Umweltprojekte. Hier werden wir mit Zelten, Isomatten und Schlafsäcken ausgerüstet und dann geht es mit einer knappen Stunde Verspätung in den Jeep. Dieser ist eigentlich nur für 10 Leute konzipiert, da wir allerdings eine echt große Gruppe sind, kuscheln wir uns nah aneinander und so passen 17 Leute plus Fahrer hinein.

 So fahren wir aus der Stadt hinaus in Richtung Norden. Am Ende eines kleinen Dorfes hält der Jeep, die Rucksäcke werden alle wieder vom Dach hinuntergenommen und es besteht die letzte Möglichkeit auf eine „richtige“ Toilette. Hier können wir schon einen ersten Blick auf unser Ziel für heute werfen, Telica, einer der aktivsten Vulkane Nicaraguas. Zunächst passieren wir eine Art Feld mit „heißen Quellen“, hier kommt der Wasserdampf mit viel Schwefel und Matsch an die Oberfläche, die durch die hohen Temperaturen um den Vulkan herum erhitzt und ausgetrieben werden. Die Hitze ist sehr gut zu spüren und somit halten wie uns auch nicht lange hier auf sondern beginnen mit der Wanderung.
Die "heißen Quellen"
  Erst geht es noch über eineSchotterstraße, bald endet diese allerdings auf einem Feldweg, der nun langsam ansteigt. Immer wieder kommen uns Pferde oder Kühe entgegen, mal mit menschlicher Begleitung, mal ohne. Im Schatten der Nationalbäume von Guatemala (Ceiba) und Costa Rica (Guanacaste) machen wir immer mal wieder eine Pause um uns von der Hitze zu erholen. An die nassen Klamotten werden wir uns wohl gewöhnen müssen, die werden so schnell nicht mehr trocken. Die Guides erklären einiges zu den Pflanzen oder Tieren, denen wir unterwegs begegnen, in der Hitze ist man nur leider nicht sehr aufnahmefähig…



Ein Baum, der über andere Bäume wächst und sie damit tötet... und Ich 

Die erste längere Pause machen wir unter einem riesigen Mangobaum, nach gut 2 Stunden wandern, freuen wir uns endlich die Rucksäcke ablegen zu können. Hier lassen wir uns auch unsere Sandwichs schmecken und sind froh, dass mit jedem Biss der Rucksack etwas leichter wird.
Mittagspause 
Nach etwa 45 Minuten Mittagspause geht es dann weiter mit dem endgültigen Aufstieg. Hat man sich vorher noch mit den anderen Tourteilnehmern (ein Paar aus Israel, zwei Amerikanerinnen, drei Franzosen, ein Engländer, vier Deutsche von Sonflora, zwei Schweizer von Sonflora plus drei Guides aus verschiedenen Ländern) unterhalten, so fällt dies nun der Anstrengung zum Opfer.Mit vollem Magen quälen wir uns in der Sonne den staubigen Weg hinauf. Immer wieder muss man kurze Pausen machen um etwas zu trinken oder auch mal einfach den gigantischen Blick über Nicaragua zu genießen. Nach 45 Minuten ist das schlimmste geschafft, jetzt fehlt noch eine gute halbe Stunde bis zum Camp. Dort bietet sich uns ein unglaublicher Blick auf den Vulkan, der sich mit seiner dunklen Lava klar vom sonst grünen Umland absetzt.
Fast am Ziel

Die Aktivität des Vulkans ist auch schon aus der Ferne zu erkenne, riesige Rauchschwaden steigen aus dem Krater heraus. Hier oben fegt der Wind ganz schön übers Land, weswegen man die Hitze gar nicht mehr so spürt. Am Fuße des Vulkans schlagen wir die Zelte auf und genießen ein kaltes Bier (Es gibt tatsächlich Einheimische, die jeden Tag mit dem Pferd hierher kommen und in einer Kühlbox kalte Getränke für müde Wanderer herbringen).
Die letzten Meter
 Nachdem alle Zelte aufgestellt sind und wir uns etwas Warmes gegen den Wind angezogen haben, machen wir uns mit Taschenlampen und Fotoapparaten bewaffnet auf den Weg zur letzten Etappe des heutigen Tages. Während des zehnminütigen Weges bietet sich uns ein wunderschöner Blick auf der einen Seite bis zum Ozean und auf der anderen Seite weit ins Landesinnere. Und dann stehen wir direkt am Kraterrand und schauen in eine weiße etwas übel riechende Brühe.
 Leider spuckt der Vulkan so viele Gase aus, dass man das Magma in 120 Metern Tiefe nicht sehen kann. Aber selbst der Krater an sich mit einem Durchmesser von 700 Metern ist beeindruckend genug. Wir gehen noch ein Stück um den Krater herum, bis wir zu einer Spalte kommen. Dort klettern wir hinein und sind direkt von Fledermäusen umgeben. Man hört richtig, wie sie mit den Flügeln schlagen und um einen herumfliegen. Wegen den vielen Wolken sieht man leider nicht viel vom Sonnenuntergang, dafür freuen wir uns jetzt umso mehr über das Abendessen und dann auf eine hoffentlich ruhige Nacht im Zelt. Nach einer Gesangs- und Guitarrenspieleinlage fallen wir alle totmüde gegen 9 Uhr ins Bett. Mit den Guides ist abgemacht, dass wir gegen 4 Uhr aufstehen um den Sonnenaufgang zu sehen. Wie immer etwas verspätet kämpfen wir uns um halb 5 einen Hügel neben dem Krater hinauf. Oben angekommen bietet sich zu allen Seiten ein gigantischer Ausblick: Man sieht León mit seinen vielen kleinen Lichtern, etwas weiter erstreckt sich der Ozean. Im Süden sind weitere Vulkane zu sehen. Im Norden steht direkt vor uns der Telica mit seinen Rauchschwaden und dahinter geht die Vulkankette weiter. Im Osten blickt man weit ins mehr oder weniger grüne Land.
Vulkane so weit das Auge reicht


Mit der aufgehenden Sonne ist immer mehr zu sehen und man spürt trotz einiger Wolken, wie es immer wärmer wird. Dann begeben wir uns noch einmal zum Krater, in der Hoffnung, dass man jetzt wenigstens  ein bisschen was sieht. Heute Morgen hat der Rauch etwas nachgelassen, leider sieht man immer noch nur die Kraterwände, von dem Magma ist keine Spur zu sehen. Ab und zu hört man allerdings ein Knallen, dann werden Steinbrocken von dem Magma gegen die Kraterwand geworfen.
Zurück im Camp gibt es ein Frühstück und dann werden die Zelte abgebaut und alles wieder im Rucksack verstaut. Mit merklich leichterem Gepäck steht nun der Abstieg an.
Freie Sicht bis zum Pazifik
 
Immer wieder rutscht man auf dem staubigen Boden aus und versucht an Bäumen und Sträuchern halt zu finden. Schon nach einigen Minuten haben wir wieder staubverschmierte Beine und Arme. Am Mangobaum machen wir wieder eine Pause und warten auf die Nachzügler. Von hier nehmen wir eine kleine Abkürzung, leider sieht man nicht mehr so viel von der Natur, da man ständig auf den Boden gucken muss um nicht über Steine oder Stöcke zu stolpern. Der Weg führt durch ein ausgetrocknetes Fluss-/ Bachbett und an vielen Stellen kann man gut sehen, wie das Wasser an den Wänden gearbeitet hat.  Gegen 10 Uhr sind wir dann am Auto und verstauen unser Gepäck. Da fünf Mitwanderer ohne Übernachtung gebucht hatten und somit schon nach dem Abendessen den Rückweg begonnen hatten, passen wir jetzt alle problemlos in den Jeep.  Nach einer guten halben Stunde Autofahrt sind wir zurück in León. Hier verabschieden wir uns von unseren Guides und dann geht es nach Hause unter die Dusche. Für heute Nachmittag ist dann entspannen am Strand geplant, bevor morgen wieder die Arbeit ruft.

3 Kommentare:

  1. Hallo Julia,
    Erst mal Danke, dass Du uns auf dem Laufenden hältst.
    Bekommen wir auch ein paar Bilder von diesem Ausflug zu sehen?

    LG
    Bernd

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  2. Liebe Julia. Ich wünsche dir noch ganz viel Spaß in diesem schönen Land. Und lass uns weiter an deinen Aktivitäten teilnehmen. Ich denke an dich.

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  3. Danke schön! Ich versuche in den nächsten Tagen mal wieder was zu schreiben, die Tage sind einfach zu kurz um alles zu schaffen, was man sich vornimmt...

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